53 Jahre; Pädagogin für Sprachen; Lissabon
Frauen von Schönstatt
Durch meine Mutter erfuhr ich in ausgeprägter Weise, was es heißt, Frau zu sein. Sie vermittelte mir fundamentale Werte: den Glauben, sie erschloss mir den Sinn des Lebens, betonte die persönliche Würde, die Achtung, die Kraft, das Mutter sein (physisch und geistig), die Beheimatung, das Trachten nach der Wahrheit und das Handeln in aufrichtiger Haltung. Während ich heranwuchs, erlebte ich mich immer geschätzt in meiner eigenen Persönlichkeit, im Bewusstsein, dass wir nicht allein wachsen und unser Gleichgewicht aus der Ergänzung entspringt. Durch die Tatsache, dass meine Eltern der Gründergeneration Schönstatts in Portugal angehörten, durften ich und meine fünf Geschwister im Schoß der Geistigkeit Schönstatts und in der Welt seiner Ideale und Werte heranwachsen. Am 11. September 1980 haben wir uns im Urheiligtum der Gottesmutter geweiht; im Bündnis mit ihr erfuhren wir immer im Lauf unseres Lebens ihre mütterliche Gegenwart.
Im Zusammenhang mit einem starken Erlebnis als Familie, bei dem Vater und Mutter wesentlich im Mittelpunkt standen, durfte ich die Gegenwart eines uns nahen Gottes erfahren, eines Gottes, der Vater ist und der für uns sorgt. Seit meiner Kindheit war dies eine Erfahrung für mich. Die lebendige Erfahrung des Familien- und Hausheiligtums schenkte mir diese Nähe der übernatürlichen Welt und darüber hinaus die tägliche Erfahrung einer großen Achtung der Freiheit jedes einzelnen, so dass jedes vor unserem Marienbild beten konnte (oder auch nicht).
In den schwierigsten Etappen unserer jugendlichen Entwicklung sah ich, mit welcher Treue meine Eltern für jedes einzelne von uns beteten, auch wenn sie uns nicht immer begleiten konnten. Diese wertvolle Erfahrung bleibt lebendig in meinem alltäglichen Leben und in meinem persönlichen Hausheiligtum. – Die Erfahrung eines Gottes, der Vater und Mutter ist, der uns innig liebt und der unsere Freiheit und unsere Entscheidungen achtet: Dies war die lebendige Erfahrung, die ich bei meinen eigenen Eltern machen durfte.
Wir sind hauptsächlich gerufen, lebendige Zeugen dessen zu sein, was uns als Frauen kennzeichnet, eine Sendung zu verkörpern, die niemand an unserer Stelle übernehmen kann.
In einer Welt, die Durst leidet und durch Einsamkeit gezeichnet ist, besteht unsere Aufgabe darin, Brücken zu bauen, Bindungen und Verbindungen zu schaffen zwischen den Menschen. In den Bereichen, wo wir arbeiten und leben: uns einsetzen für die menschliche Würde, Geschwisterlichkeit und Mütterlichkeit ausstrahlen. Wir wollen achtsam sein und stark, Friede und Freude vermitteln, damit viele die spürbare Erfahrung Gottes machen können. Eines Gottes, der anwesend und uns nahe ist und einer Mutter, die uns erzieht, beschützt und uns begleitet in allen Lebenssituationen.
Tagtäglich erleben wir hautnah, was es bedeutet, zu Überzeugungen zu stehen und den Preis für das Alleinstehen zu bezahlen, weil wir „gegen den Strom schwimmen“. In der Kraft des Liebesbündnisses sind wir als Werkzeug in eine Welt gesandt, die voller Widersprüche ist. Während sie für eine größere Lebenserwartung kämpft, tötet sie das Leben und zerstört den Planeten. Sie schreitet technisch voran, aber es scheint, dass sie immer mehr menschliche „Inseln“ schafft, Kriege unterstützt und zugleich Frieden fordert. Aufgrund unseres Herzensheiligtums können wir anders handeln, können die Gnaden der Beheimatung, der seelischen Umwandlung und der Sendung all den Menschen anbieten, mit denen wir in unserer Arbeitswelt, in der Familie, in den sozialen Beziehungen oder in unseren apostolischen Aufgaben verbunden sind.
Während wir in bewusster Weise Lebensräume schaffen, Räume des Dialogs und der Begegnung, in denen andere ausruhen und wachsen können, leben und erfüllen wir die Sendung des 31. Mai. Wir sind uns bewusst, dass die Art und Weise, in der wir das tun, die Menschen zu Gott hinführt – auch glaubenslose Menschen, die lebendige Zeichen, Orte und Herzen brauchen, um eine menschlichere und geschwisterlichere Welt zu bauen.
Persönlich kann ich sagen, dass vieles in meiner Arbeit und bei der Erziehung und Formung von Jugendlichen und Erwachsenen, sei es auf beruflicher oder apostolischer Ebene, die Forderung an mich stellt, Räume der Begegnung zu schaffen, anderen zu helfen, Wege zu finden. Ich bin mir bewusst, dass auch sie mich herausfordern zu wachsen und in Übereinstimmung mit den Werten zu leben, an die ich glaube. In der Freude und im Leid des Kreuzes erlebe ich mich als Kind unseres Vaters, Pater Kentenich und erfahre Tag für Tag, was es bedeutet, seine Sendung zu übernehmen und das Leben dafür herzugeben.