22 Jahre alt; Ausbildung: Gesundheits- und Krankenpflegerin, Studium „Pflege dual“ (7. Semester) in München; aufgewachsen auf einem Bio-Bauernhof im schönen Allgäu und vor 3 Jahren nach München gezogen. Große Familie mit 6 Geschwistern; derzeitige Tätigkeit: Teilzeitstelle in einer neurologischen Frührehabilitation; Jugendarbeit bei der MJF Augsburg
„Hallohallöchen“. So beginnen meine Unterhaltungen ziemlich oft. Dieses Wort ist fast eine Art Markenzeichen von mir geworden. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht die einzige bin, die es benützt. Dafür erscheint es mir in der Kombination zu simpel. Aber dennoch können meine Familie und Freunde heraushören, dass es ich bin, die da gerade zur Tür hereinschneit oder die da gerade in den Chat schreibt. Denn: ich habe eine einzigartige Stimmmelodie, eine eigene Art, Wörter zu betonen oder zu verwenden. Und ich bin mir sicher, dass dies nicht nur auf Sprache, Wortgebrauch und Stimme zutrifft, sondern auf alles in meinem Leben. Ich habe eine einzigartige Weise, Situationen zu beurteilen, Bewegungen auszuführen, Gefühle wahrzunehmen, meine Kleidungsstücke zu ordnen, Frau zu sein.
Gedacht von Gott und durch meine Umgebung geprägt, bin ich die Frau, die ich heute bin. Und hier ist es gar nicht einfach, die prägendsten Erfahrungen herauszugreifen und zu benennen. Aber ich denke, dass eine davon – sie nimmt nicht nur einen Moment, sondern Jahre ein – die Erziehung meiner Eltern ist. Sie haben über Jahre hinweg einen Ort geschaffen, den ich Heimat nenne und von dem ich weiß, dass ich hier immer willkommen bin. Sie haben mir Vertrauen und eine „Du-kannst-das-schaffen“-Mentalität geschenkt. Eine andere wichtige Erfahrung war aber auch der Auszug von Zuhause und das Stehen auf eigenen Beinen. Auf einmal musste ich mich damit beschäftigen, was ich einkaufe und koche, wie ich mein eigenes Ordnungssystem für Versicherungen, die Bank oder Verträge anlege oder wie ich meinen kleinen Wohnraum so einrichte, dass ich mich dort wohlfühle und von einem Zuhause sprechen kann. Diese Erlebnisse und noch viele mehr führen dazu, dass ich sagen kann: „Ich bin diese (junge) Frau.“
In der oben genannten Aussage grundgelegt ist die Erkenntnis: „Ich bin ein Kind Gottes.“ In meinem Kopf kann ich diese Aussage leicht treffen, aber mein Herz braucht manchmal ein wenig, um dies zu begreifen. Vor allem in Zeiten, in denen mir glauben schwerfällt, in denen ich das Gefühl habe, sehr weit weg von Gott zu sein. Erstaunlicherweise sind es aber genau diese Zeiten, in denen er mir klar vor das Herz führt, dass er mich nicht vergessen hat. Im ersten Praxiseinsatz meiner Ausbildung, der so gar nicht meinen Vorstellungen entsprach, war ich mit dem Gedanken konfrontiert, ob ich wirklich das Richtige mache, ob ich wirklich Gottes Plan für mein Leben folge, ob er überhaupt einen Plan für mich hat. Und wer sich diese Fragen auch schon mal gestellt hat, der weiß, wie sehr sie jemanden weg von Gott ziehen können. Ich habe mich dann dafür entschieden, meinem Kopf zu vertrauen, der mir sagt: „Ich bin ein Kind Gottes“ und trotzdem weiter zu beten, in der Bibel zu lesen, in die Messe zu gehen. Und es war kein konkreter Moment, aber irgendwann war ich Gott auch wieder mit dem Herzen nahe. Solche Erlebnisse schenkt er mir öfters und jedes Mal gehe ich stärker als zuvor aus diesen hervor und bin mir immer sicherer, dass mein Gott ein guter und gütiger Gott ist, der definitiv einen Grund hatte, mich in diese Welt zu stellen.
Mir fällt bei den (jungen) Frauen in meinem Umfeld – und da nehme ich mich nicht heraus – immer wieder auf, dass man sehr oft die Lebenserwartungen, die an einen gestellt werden, ganz klar vor Augen hat. So trägt jede Person im Umfeld bestimmte Erwartungen an einen heran, vielleicht auch unbewusst. Und diese übernimmt man für sich selbst und vergisst dabei dann oft die Gedanken und Pläne, welche sich Gott für einen gemacht hat. Und bei dem Versuch, allem und allen gerecht zu werden und ein perfektes Bilderbuchleben zu führen, scheitert man immer wieder. Und fühlt sich dann wie eine Versagerin. Es kann eine Herausforderung sein, sich selbst Gedanken zum eigenen Leben zu machen, herauszufinden, was man wirklich möchte und wo die eigenen Talente verborgen liegen, welche Gedanken ins Herz eingeschrieben sind und welche Visionen man hat. Und wenn diese Hürde genommen ist, dann steht man vor der nächsten Herausforderung: Wie kann ich das jetzt umsetzten und dabei aber nicht rücksichtslos vorgehen, sondern auch meine Mitmenschen und vor allem Gott im Blick behalten?
Durch mein Leben möchte ich allen Menschen, denen ich begegne, Gott näherbringen. Ich hoffe, dass er durch mich spricht und wirkt und so allen zuspricht: „Du hast für mich einen Wert und du bist geliebt. Ganz egal, was dir in deinem Leben widerfahren ist oder welche Entscheidungen du getroffen hast, du darfst immer zu mir kommen, dich ausruhen und neue Kraft tanken.“ Und ich glaube und hoffe, dass dieses Wissen den Blick eines Menschen auf seine Familie, seine Arbeit, die Welt positiv verändert. Und dass damit diese Welt ein kleines bisschen heller und freundlicher wird.