Bettina Betzner

53 Jahre alt; Deutschland; gehört zum Schönstatt Frauenbund. Ihr Beruf: Geschäftsführerin der Kath. Familienpflege im Dekanat Esslingen-Nürtingen

Besonderheit: 1990 freiwilliges soziales Jahr in Australien, Veränderung der beruflichen Tätigkeit in Industrie und Verwaltung zu einem sozial-pflegerischen Beruf als Familienpflegerin bis hin zur Übernahme der Einrichtung mit Expansion der Familienpflege in den Bereichen: Personal, Gebiet und die Erweiterung unseres Portfolios in der Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe.

Welche Erfahrungen haben Sie als Frau geprägt?

Sehr geprägt hat mich meine Zeit in der Pfarrjugend meiner Heimatgemeinde und die in der Schönstatt-Mädchenjugend. Dort entdeckte ich, im Austausch mit Gleichgesinnten, meinen Typ als Frau, mein Temperament, meine Charaktereigenschaften.
Zu erfahren, mich gibt es nur einmal, ich bin ein großer Gedanke Gottes, seine Lieblingsidee, das waren und sind für mich große Momente, die mich als Persönlichkeit dauerhaft geprägt haben.
Entscheidend waren für mich gelungene Lebensentwürfe von Frauenpersönlichkeiten im unscheinbaren Alltag, z.B. meine Großmutter. Sie hat mir anschaulich gezeigt, wie geglücktes Frausein trotz mancher Lebenskrisen gut gelingen kann. Meine Oma lebte mir vor, was es heißt, sein ganzes Vertrauen in Gott zu setzen und den Sinn für die Realitäten des Lebens nicht zu vergessen.
In der Begegnung mit Schönstatt wurde mir die Erfahrung geschenkt, wie ich als Frau in Beziehung mit meinen Stärken und Schwächen kommen kann, wie ich lerne, positiv an mir zu arbeiten und meine Stärken zu stärken und meine Schwächen zu veredeln.
So hat mich Gott geschaffen! Diesen Vorgang konnte ich nicht nur mehr schätzen, sondern mich darin lieben, meine von Gott geschenkten Gaben zu genießen und das Außergewöhnliche meiner weiblichen Art, das Beste in mir, zum Vorschein zu bringen. Meine Intuition nicht abzuwerten, sondern als eine Kraft aus der Höhe zu erfahren, die von innen kommt, die Stimme Gottes, die in mir wohnt!
Besonders auch Grenzerfahrungen haben mein Leben bereichert, besonders dort, wo ich ein Wagnis eingegangen bin, z.B. im Jahr 1990 meine Arbeit aufzugeben und für ein freiwilliges soziales Jahr nach Australien zu gehen. Das Ausprobieren und Experimentieren in einem fremden Land waren dabei der Schlüssel zum Gewinn.

Wo in Ihrem Leben haben Sie Gott erfahren?

In den kleinen Dingen und Situationen des Alltags. Darüber hinaus gibt es viele Schlüsselszenen: Meine erste hl. Kommunion, meine Firmung, das Liebesbündnis mit der Gottesmutter in Schönstatt waren wesentliche Erlebnisse, die meinen Glauben vertieft haben. Ich kam in Beziehung mit dem Gott meines Lebens. Das alles schenkte mir eine Ahnung davon, wie Gott ist und wie es ist, seine Nähe zu spüren. Zu erfahren: ER ist da und ER ist jetzt nur für mich da!
In meiner Auslandszeit in Australien, als einer Wendezeit in meinem Leben, wuchs die Beziehung zu Gott als Vater. Das erfuhr ich in der Person von Pater Kentenich, dem Gründer der internationalen Schönstatt-Bewegung. Im Zwiegespräch mit ihm bekam ich nicht nur eine innere Gewissheit geschenkt, dass ein Jahr ins Ausland zu gehen für mich das Beste war, sondern auch die Stärke, mich beruflich neu zu orientieren.
Dabei wurde das Liebesbündnis mit Maria für mich zur geistigen Oase. Sie im Gebet zu erfahren, schenkte mir Orientierung und Heimat: Orientierung, nachdem ich in Deutschland einen neuen Beruf ergriff und Heimat, wenn es schwierig wurde.
Im Bündnis mit ihr nahm ich wahr, dass, egal welche Probleme jetzt kommen: Maria steht zu mir und ist da, im Liebesbündnis mit ihr werde ich gehalten, falle ich nicht heraus, sondern sie hält mich fest, damit ich meinen Weg nicht aus den Augen verliere, sondern neu erkennen darf.

Was sehen Sie als die Herausforderung für Frauen heute?

– Mein Frausein, meine Weiblichkeit authentisch, so wie ich bin – ganz persönlich zu leben. Mit einem Stil, der mein Lebensstil ist!

– Meine innere Freiheit als Frau zu bewahren und mein Leben aus einer inneren Mitte zu gestalten und nicht von Meinungen oder Moden manipuliert zu werden.

– Frei zu sein für die Impulse, die mir Gottes Gegenwart schenkt und gleichzeitig ganz gebunden an ihn zu sein.

Als Herausforderung nehme ich wahr, und deshalb wünsche ich mir das, eine größere Solidarität unter uns Frauen, denn das schafft Stärke und schenkt Mut zum Anderssein. Gerade in meinem Berufsalltag, in meiner Leitungsaufgabe einer sozial-caritativen Einrichtung für Familien in Not erlebe ich, wie wichtig es ist, empathisch Frauen, Mütter in ihrem Familienalltag zu stärken, sie in ihrer Not zu sehen und zu unterstützen. Ich nehme wahr, dass Frauen noch immer eine starke Diskrepanz erleben bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sehr oft kommt ihnen wenig Wertschätzung für ihre Arbeit in der Familie entgegen. Die Betreuung und Förderung von Kindern in der Familie ist eine bewundernswerte und unerlässliche Aufgabe, die nur zu wenig Beachtung in unserer Gesellschaft findet. In Zeiten von Corona erleben wir, wie Frauen zwischen Homeoffice und Homeschooling gefordert sind. Dafür möchte ich mich stark machen und diesen Frauen eine Stimme geben.

Was möchten Sie durch Ihr Leben in dieser Welt verändern?

Ich will ein Fingerzeig des Heiligen Geistes sein. Durch meine Art soll Gottes Liebe aufscheinen, durchlässig, berührbar werden. Ich möchte ermuntern und motivieren, ja auch herauszufordern mitzudenken, mitzutun, den Glauben für sich zu entdecken. Gottes Gegenwart ist real. Er ist ein Gott, der JA zu jedem von uns sagt.
Durch diese Erfahrungen möchte ich meinen Mitmenschen Hilfestellungen, Trost, aber auch Mut geben und somit zu einem geglückten und gelungenen Leben beitragen.
Jede Frau hat das Recht, im Leben ihr individuelles Glück zu erfahren und Freude im Glauben geschenkt zu bekommen.
Insbesondere ist mir die Bewahrung der Schöpfung ein wichtiges Anliegen. Ein ökologisches Umdenken im eigenen Alltag, das ist mein ganz persönlicher Beitrag für eine Gesellschaft, die verantwortlich mit ihren natürlichen Ressourcen umgeht. Eine große Bestätigung und Anregung erfahre ich durch die Sichtweise unseres Papstes Franziskus.