Carolin Brehm

1993 geboren, stammt aus Bekond/Deutschland, war lange aktiv in der MJF, hat Theologie studiert und ist in Ausbildung zur Pastoralreferentin, ist seit 2018 verheiratet, hat eine Tochter, Emilia (geb. 2020), gehört mit ihrem Mann Tobias zur Schönstatt-Familienbewegung.

Welche Erfahrungen haben Sie als Frau geprägt?

Es gibt so einige Erfahrungen, die mich als Frau geprägt haben. Eine ganz zentrale Prägung hatte dabei die SchönstattMJF. So viele Wochenenden, Ferienwochen und später auch alle Treffen für die Trägerinnen bis hin zum Schwarzhorn haben meine Zeit und mein Leben in besonderer Weise geprägt. Durch die MJF hat mein Leben an Tiefe gewonnen und ich durfte mich persönlich immer mehr entdecken, kennenlernen und erfahren: „Ich bin gut so wie ich bin.“, „Ich bin ein Königskind Gottes.“ Besonderes bestärkend war für mich die Gemeinschaft nur unter Mädchen, die es mir ermöglichte, natürlich und ungezwungen aus mir herauszukommen, zu wachsen und innerlich zu reifen. Aus der Zeit der Jugendarbeit sind bis heute meine besten und vertrautesten Freundschaften entstanden, mit ganz originellen und einzigartigen Persönlichkeiten.

Wo in Ihrem Leben haben Sie Gott erfahren?

Diese besonderen Freundschaften, die Schönstatt hervorgebracht hat, spiegeln auch mein Glaubensleben wider. Maria ist mir im Laufe der Jahre zu einer guten Freundin geworden. Mit ihr kann ich mich sozusagen ganz wunderbar von „Frau zu Frau“ unterhalten. Ich denke, sie versteht mich und ich verstehe sie. Sie weiß, mit welchen Herausforderungen Frauen zu kämpfen haben. In den letzten Monaten ist sie mir eine noch wichtigere Freundin und Ansprechpartnerin geworden, denn das größte Wunder, was mich als Frau in meinem Leben bisher am allermeisten geprägt hat, ist geschehen: Mein Mann und ich haben ein kleines Baby bekommen. Es war eine unglaublich tolle Erfahrung, schwanger zu sein, das kleine heranwachsende Menschlein in meinem Bauch zu spüren und zu wissen, dass durch dieses Leben unser bisheriges Leben völlig auf den Kopf gestellt wird und Gott uns ein so wundervolles Geschenk macht. In dieser Zeit der Schwangerschaft hatte ich oft Angst um unser Ungeborenes. Ich hatte einige Komplikationen – im Nachhinein kann ich sagen, dass es nichts wirklich Schlimmes war – dennoch war ich unsicher und hilflos. In dieser Zeit habe ich viel gebetet und gespürt: Gott ist da und geht den Weg mit uns. Aber besonders stark wurde in dieser Zeit die Beziehung zu Maria, denn sie hatte schließlich auch ein Kind zur Welt gebracht. Sie wusste, was das heißt und mit welchen Herausforderungen man als Schwangere und besonders auch als junge Mutter zu kämpfen hat. So ist Maria mir auch heute eine gute Ansprechpartnerin. Wie oft bin ich hilflos und weiß einfach nicht genau, was der kleinen Emilia fehlt. Ich bin unsicher, ob ich richtig handle und genug für sie da bin. Doch jeden Abend beten mein Mann und ich zusammen mit Emilia und wir vertrauen sie in besonderer Weise Maria, der Mutter Gottes an. Wir bitten sie, auch Mutter für Emilia zu sein, besonders in den Momenten, wo wir nicht da sein können.

Die ganzen Erfahrungen rund um das Wunder unser kleinen Tochter haben mich Gott und seine Genialität nochmal neu und intensiver erkennen lassen.

Was sehen Sie als die Herausforderung für Frauen heute?

Wenn ich in mein näheres Umfeld schaue, wird mir schnell klar, dass die Frau von heute vielen Herausforderungen ausgesetzt ist. Gerade jetzt als Mutter ist mir dies auch an mir selbst auf neue Art und Weise bewusst geworden. Das Geschenk, Mutter zu sein, bedeutet auch viel Verzicht und auch, dass man nicht immer auf Verständnis stößt. Sehr oft wurde mir in der Schwangerschaft signalisiert, dass ich doch eigentlich noch zu jung sei, um Mutter zu werden. Dinge wie: Erfahrungen im Leben sammeln, im Beruf Erfolg haben, zuerst ein Haus kaufen und ähnliches, sind nur einige Beispiele, die verdeutlichen, dass es nicht immer leicht ist, eine Frau zu sein. Und ist das Kind erst da, muss man sich entscheiden, ob und wie lange man zuhause bei dem Kind bleibt. Bleibt man zuhause, muss man mit weniger Geld leben, und oft mache ich die Erfahrung, schräg angeschaut zu werden, weil ich zu Hause bleibe und nicht arbeite. Meinem Gefühl nach wird es von der Frau von heute erwartet, Kinder zu bekommen, diese großzuziehen, aber gleichzeitig noch einen Vollzeitjob oder wenigstens Teilzeitjob zu machen und das möglichst direkt nach der Geburt. Ich bin mit vielen jungen Müttern im Gespräch, die in der gleichen Situation sind wie ich. Das Thema Baby und Beruf ist ein besonders großes und stellt eine unglaubliche Herausforderung dar. Frauen von heute sollen also „Multifunktionswerkzeuge“ in der Gesellschaft sein. Es fällt mir selbst hin und wieder schwer, mich davon zu lösen und mir das zu verdeutlichen, was ich in der MJF gelernt habe: „Ich bin gut so wie ich bin“. Und ich hoffe, dass ich vor allen Dingen eine gute Mutter bin. Das bedeutet nicht, dass ich nicht auch arbeiten will. Aber für meinen Mann und mich ist klar, dass wir beide für Emilia da sein wollen, und wenn ich dann vielleicht irgendwann einmal mit wenigen Stunden wieder arbeite, er in der Zeit bei unserem kleinen Wunder ist. Das ist dann eine besondere Herausforderung für uns als Familie.

Vielleicht ist das die wahre Emanzipation, die von Frauen heutzutage immer wieder verlangt und gefordert wird, sich frei zu machen von diesen vielen teilweise widerstreitenden Ansprüchen und Erwartungen. Ich will sicher werden in der Entscheidung, zuhause zu bleiben und mich um unser kleines Wunder zu kümmern, genauso wie andere Frauen mit anderen Charismen sicher werden müssen, ihren Wunsch nach Karriere über den Wunsch nach Kindern zu stellen. Es ist eine Herausforderung, darin sicher zu werden, nicht allen Ansprüchen gerecht werden zu wollen, zu können und zu müssen.

Was möchten Sie durch Ihr Leben in dieser Welt verändern?

Tja… die Frage, was ich durch mein Leben in der Welt verändern möchte, ist eine sehr große. Viel! Ist meine spontane Antwort. Und wenn ich darüber nachdenke, stellt sich mir schnell die Frage: Was kann ich denn mit meinem Leben überhaupt verändern? Viel wird es nicht sein. Aber im Kleinen versuche ich jeden Tag die Welt zu prägen und zum Besseren zu wenden. Zum einen möchte ich alles für Emilia geben, damit sie ein glücklicher und zufriedener Mensch wird, der sein Leben auf Gott bauen kann und auf dieser Basis ebenfalls die Welt verändern kann. Ich denke, das ist das Beste, was ich der Welt geben kann, einfach für mein Kind und später für meine Kinder da zu sein, sie zu trösten, wenn sie gefallen sind und in den Arm zu nehmen, um ihnen meine Liebe zu zeigen. Es ist nur sehr wenig, aber ich bin sicher, dass durch jeden glücklichen und zufriedenen Menschen die Welt ein bisschen heller wird. Genau hier hat der liebe Gott mir und auch anderen Frauen besondere Fähigkeiten geschenkt: Ich habe oft eine gute und hinhörende Intuition, wie es den Menschen um mich herum ergeht und was sie durchmachen. Schnell erzählen mir Menschen von ihren Problemen und dem, was sie belastet. Dieses Talent, intuitiv zu spüren, was die Menschen um sie herum bewegt, kann auch dazu beitragen, Trost zu spenden und den Menschen Zuversicht zu geben, und sie fühlen sich mit ihren Problemen und Sorgen aufgehoben. Durch diese Fähigkeit hoffe ich, die Welt ein Stückchen zu verbessern.

Ich setze mich auch für den bewegenswert e.V. ein. Wir wollen mit dem Verein Spenden sammeln, dass auch Kinder in Indien von einem besseren Leben träumen und das auch verwirklichen können. Wir unterstützen dort ein Kinderdorf und in Afrika eine Gesundheitsstation. Auch hier kann ich nur kleine Beträge leisten. Und doch hoffe ich, dass durch die entstandenen Kontakte in den verschiedenen Teilen der Welt, durch das wachsende Verständnis und durch den wachsenden Einsatz füreinander ebenfalls die Welt ein bisschen besser wird. Denn durch Verständnis füreinander und Freundschaft miteinander wird die Welt friedvoller. Und das ist es, was ich hoffe, letztlich durch mein Leben bewirken zu können: eine friedlichere Welt im Kleinen (im Kreis meiner Familie und meiner Freunde) und ja, ich wage den kühnen Gedanken, dadurch auch im Großen!