Elizabeth Bunster Chacón

Geboren 1962, verheiratet mit Raúl Díaz Ramírez, sieben Kinder.

Sozialarbeiterin mit Diplom in Familienarbeit. Diplom in Netzwerk-Management und öffentlicher Politik für sozialen Schutz. Master-Abschluss an der Päpstlichen Katholischen Universität in Sozialpsychologie.

Gehört mit ihrem Mann zum Familienbund in Chile.

Welche Erfahrungen haben Sie als Frau geprägt?

Schönstatt in meiner Jugend kennenzulernen, als ich in die Universität eintrat, voller Sehnsucht, aber auch mit vielen Grenzen, Ängsten, Verwirrungen und existentiellen Fragen, war für mich, als ob ich einen großen Leuchtturm gefunden hätte. Ich glaube, in dieser Zeit der Suche war es Maria, die mich fand und die mich zuerst rief. Noch bevor ich ihr Bild kannte, entdeckte ich ihre Zärtlichkeit und Mütterlichkeit, dann sah ich ihr Gesicht. Ich erfuhr deutlich ihre Nähe, die meine Erwartungen übertraf, wie es bei den Wundern des täglichen Lebens so geschieht.

Die Liebe Gottes im täglichen Leben zu spüren durch Maria, durch die Menschen in ihrem kleinen Heiligtum, das bedeutete, einen Schatz zu entdecken, der meine Beziehung zu Gott im Glauben veränderte und meine Fragen klärte. Diese Erfahrung gab mir Ruhe und das Vertrauen, mehr und mehr zu erkennen, wer ich war, meine Geschichte anzunehmen, meine Mängel, meine Sehnsüchte, und mein Leben nach meinem persönlichen Ideal auszurichten. Ich danke Gott für das große Geschenk, dass ich mich als sein unendlich geliebtes Kind fühle; zweifellos eine fundamentale Erfahrung für meine ganze spätere Entwicklung. Dieses Fundament war der beste Ansporn für meine weitere Bildung, nicht nur im Blick auf eine Universitätskarriere, sondern für mich als Frau, um diesen Weg zu leben, auf den mich mein Liebesbündnis rief.

In diesem Formungsprozess entdeckte ich Pater Josef Kentenich, den Gründer Schönstatts, als Vater und prophetischen Menschen, den ich bewundere wegen seiner Lebensgeschichte und weil er ein geliebter, fügsamer Sohn Mariens war. Durch seinen warmen Blick – der dem Herzen auf alles antwortet, was es ihm anvertraut – lernte ich, ihn als Transparent und Widerschein der Väterlichkeit Gottes wahrzunehmen. Deshalb stimme ich ein Danklied an für alles, was ich durch ihn geschenkt bekam, besonders für die Schönstattfamilie, zu der ich gehöre.

Natürlich, mehr als alle beruflichen Titel ist das große Geschenk meines Lebens das Liebesbündnis mit Maria, das alles erleuchtet, meine Familie, meine persönlichen Ziele, meine Arbeit… Sie ist es, die mir den Weg zeigt, die Türen öffnet, meine Schritte lenkt und die Geschichte meines Lebens webt. Immer habe ich mich als kleines Werkzeug gefühlt, das die Fäden dieses Gewebes weitergibt – nicht immer rechtzeitig, denn oft bedrücken mich meine Schwächen, meine Geschichte, meine Blindheit, aber SIE webt weiter…

Durch diese Formung, die mit meinem Liebesbündnis begann, konnte ich mich als williges Werkzeug in ihrer Hand hingeben und meine Ecken und Kanten polieren lassen. Ich konnte im absoluten Vertrauen auf ihre Liebe wachsen und lernen, alle meine Talente, meine Kraft und meine Leiden zu schenken, um am Plan Gottes mitzuwirken und an der Sendung, die uns unser Gründer für die neue Zeit aufgetragen hat.

In diesem Formungsprozess in der Spiritualität Schönstatts waren von Jugend auf für mich auch wesentlich die Nähe von Priestern und Marienschwestern sowie die Gemeinschaften der Jugend und der Familien, zu denen ich gehörte.

Die großen Säulen meines Lebens sind mein Mann, von dem ich viel gelernt habe, jedes meiner Kinder, mit denen mich eine besondere Beziehung verbindet, mein Heiligtum in Bellavista und die Kraft des Heiligen Geistes, die sich dort so klar offenbart.

Wo in ihrem Leben haben Sie Gott erfahren?

In Schönstatt begann ich, die Erfahrung des lebendigen Gottes viel stärker zu spüren, obwohl ich schon als Kind eine große Liebe zu Christus fühlte. Ich erfuhr ihn auch bei der Anrufung des Heiligen Geistes immer freitagabends bei charismatischen Gebetsgruppen. Aber das war eine Liebe zu einem Gott, der in einem fernen Himmel war und der mich aus dieser Ferne hörte. Groß war meine Überraschung, als ich entdeckte, dass Gott an meiner Seite ist, dass er antwortet, dass er mir seine Liebe offenbart durch Menschen und Ereignisse. Durch den praktischen Vorsehungsglauben lernte ich auch seinen Willen zu erkennen. Ich fühle mich dem Heiligen Geist sehr nahe, dem Lebensspender, vor dem ich mich neige, dem ich danke und mit dem ich auch ein Bündnis geschlossen habe, wobei ich seine Gegenwart und seine sieben Gaben für mein Leben erbat, um noch besser der Sendung dienen zu können, die Gott mir anvertraut hat.

Aber zweifellos war die stärkste Erfahrung der Gottesnähe die Geburt jedes einzelnen unserer sieben Kinder und die beiden, die schon im Himmel sind, die nicht geboren werden konnten. Jedes neue Leben ist ein Wunder und man erlebt die Freude, eine große Familie zu sein, die froh und hoffnungsvoll lebt, auch angesichts von Schwierigkeiten. Wir haben die Liebe Mariens erfahren, die uns ein Haus besorgt hat und alles, was für die Sorge und Erziehung unserer Kinder nötig war. Wir hatten das Vertrauen, dass es uns an nichts fehlen würde.

Eine andere Art der Gotteserfahrung war die Begleitung von Menschen, die an dem tiefen und in einer großen Einsamkeit erlebten Schmerz leiden, dass sie ein Kind abgetrieben haben und die die Erfahrung der verzeihenden, barmherzigen Liebe Gottes brauchen. Es ist erschütternd, die tief bewegten Frauen zu begleiten, denen die Tränen kommen, wenn sie am Ende eines solchen Prozesses diese Liebe wieder spüren können. Ich bin dankbar, eine Brücke für sie sein zu können und eine Hilfe, um das Liebesband mit Gott und mit dem ungeborenen Kind, das jetzt bei Gott lebt, neu zu knüpfen.

Von meinem Heiligtum am Arbeitsplatz aus, begegne ich Gott in der Gemeindeverwaltung von Puente Alto, der größten Kommune Chiles mit dem höchsten Anteil von Menschen in sozial schwierigen Verhältnissen. Als Sozialarbeiterin kann ich Hoffnung zu denen tragen, die unter Armut und geringen Entwicklungsmöglichkeiten leiden, vor allem auch zu Familien, die durch Missbrauch, Gewalt und Orientierungslosigkeit verwundet sind. Die größte Armut ist es, nicht zu wissen, wie diese Wunden von Schmerz und Leid heilen können, die ganze Generationen betreffen und die Annahme, Trost und Glauben brauchen. Ich weiß, dass Maria handelt, mich begleitet und mir hilft, eine Antwort zu geben, die meine Fähigkeiten übersteigt.

Schließlich kann ich es nicht unterlassen, als Erfahrung von Gottes Liebe jenen Ostersonntag, den 4. April 1999 zu nennen, an dem wir Maria als Königin des neuen Lebens gekrönt haben. Es war am Grab unseres Gründers, Pater Josef Kentenich, in Schönstatt, Deutschland. Die Frucht dieser Krönung war – noch im selben Jahr – der Beginn des Projektes „Esperanza“, das in vielen Ländern fruchtbar geworden ist und denen neues Leben schenkt, die unter Schmerz und Reue wegen einer Abtreibung leiden.

Was sehen Sie als die Herausforderung für Frauen heute?

Wie nie zuvor ist heute das Ideal, die Persönlichkeit Mariens in der eigenen Persönlichkeit zu spiegeln, dringend gefragt. Vor allem angesichts sozialer Strömungen und Bewegungen, die versuchen, aus einer Haltung der Rivalität oder des Kampfes der Frau gegen den Mann auf aktuelle Herausforderungen zu antworten. Diejenigen, die die Größe der Frau als Trägerin des Lebens verneinen, sehen nicht, dass in dieser gottgeschenkten Eigenart ein wirklicher und wertvoller Beitrag der Frau zu einer neuen Gesellschaftsordnung liegt. Sie bringt das Herz in die verschiedenen Bereiche der Arbeit und Kultur ein – in Ergänzung zum Mann. Die Forderung einer stärkeren Präsenz in den verschiedenen Bereichen der Kultur darf nicht vergessen, dass die erste Präsenz der Frau jene in der eigenen Familie sein muss, dass sie als Ehefrau und Mutter eine unersetzliche Rolle hat, dort, wo das Leben und die Gemeinschaft der Herzen entsteht, und dass sie die Mitte ist, damit die Familie eine tiefe Lebens- und Liebesgemeinschaft sein kann, wie uns der Heilige Johannes Paul II. sagte.

Was möchten Sie durch Ihr Leben in dieser Welt verändern?

Durch meine Erfahrung mit Schwangeren in Konfliktsituationen zur Vermeidung von Abtreibungen, sowie mit Frauen und Männern, die zum Aufnahmezentrum kommen und Hilfe erbitten, oder um zu bekennen: „für mich ist es schon zu spät, weil ich abgetrieben habe und nicht weiß, wie ich mit diesem Schmerz umgehen kann“, und später durch das Zeugnis und die Begleitung von Frauen in Chile und anderen Ländern bei der Durchführung von Schulungen, habe ich erkannt, dass es das wichtigste ist, die unendliche Liebe Gottes und seine Barmherzigkeit zu künden, die das Leben und den Schmerz verwandelt.

Was ich also in diesen Menschen verwandeln kann, ist der tiefe Schmerz und die Traurigkeit. Daraus wird Hoffnung, indem ich ihnen helfe, ihr Leben aus einer neuen Perspektive zu sehen. Auch wenn das Geschehene sich dadurch nicht ändern lässt, so ändert sich doch der Sinn dieses Schmerzes, der wie ein Anker festsitzt, der aber zum Motor werden kann, um dem Leben und Gott zu dienen, denn es ist ein Schmerz der erlöst, der Ströme von lebendigem Wasser fließen lässt und der sich vervielfacht, um die Güte unseres Herrn und unserer lieben himmlischen Mutter zu künden.

Ganz konkret möchte ich weiterhin helfen, die Lebensgeschichte vieler Menschen zu wandeln, sie mit Gott in Verbindung zu bringen mit ihren Schwächen und Wunden, damit alles heilen kann und sie glücklich werden können, wenn sie entdecken, dass sie zu etwas Großem berufen sind, dass sie eine Mission haben. So kann sich in ihnen das Magnificat Mariens wiederholen, so wie sie es in meinem schwachen, begrenzten Leben angestimmt hat, mit ihrer ganzen Liebe.

Unserem guten Gott und Vater sei Dank aus meinem ganzen Herzen!