Geb. 1959; Ungarn; Graphikstudium an der Kunstakademie. Arbeitet zur Zeit als Leiterin eines Pfarrsekretariates. Gehört zum Familienbund in Ungarn, seit dem Tod ihres Mannes zur Gemeinschaft MenTA (Minze/Heilpflanze), einem Kreis für Witwen.
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Seit dem Tod meines Mannes vor mehr als zehn Jahren, lebe ich mein Leben als Witwe. Inzwischen lebt nur noch ein Kind (zwanzigjährig) zu Hause und studiert.
In unserer Schönstattbewegung haben wir mit Schicksalsgenossinnen, die ebenfalls früh ihren Mann verloren haben, zu acht einen Witwenkreis gegründet („MenTA“-Kreis = Minze-kreis). Wir verbringen vier bis fünf Mal im Jahr ein gemeinsames Wochenende an unserem ungarischen Schönstattzentrum in Óbudavár. Wir sind auch im Laufe des Jahres im Kontakt, wir schreiben uns, wir wissen umeinander. Wir leben in dem Bewusstsein, dass die Beziehung zu unseren Ehemännern über den Tod hinaus hält, unsere Liebe hat Ewigkeitsdimension. Eine aus unserem Kreis erzählte, dass sie in der Heiligen Messe die Kommunion empfängt und dabei Jesus und auch ihrem Ehemann begegnet. Wir stärken uns gegenseitig und tauschen uns über gute Erfahrungen und Gewohnheiten aus. Schwester Gertrud-Maria Erhard organisiert mit Frau Rozi Zajkás unsere Treffen so, dass mehrere Gruppen gleichzeitig an unserem Schönstattzentrum tagen. So versucht die Schwester dann auch Zeit mit uns zu verbringen. Wir lesen auch gemeinsam Texte von Pater Kentenich und schöpfen daraus Kraft. Wir gehen gemeinsam spazieren, wir weinen und lachen zusammen.
Ich bin in einer großen Familie aufgewachsen, meine Mutter war eine Frau von tiefem Glauben. Mein Vater war ein strebsamer, gottsuchender, ehrlicher Mann, aber er hatte ein schwieriges Naturell. Er konnte um Verzeihung bitten und liebte meine Mutter und uns Kinder sehr. Dies half meiner Mutter, die vielen Schwierigkeiten durchzustehen.
Meine erste Gotteserfahrung hängt mit meiner Mutter zusammen. Sie hat sich nie gestritten und nie schlechte Dinge zu meinem Vater gesagt, sie hat viel gebetet. Ihr Glaube hat mir bisher in allen Schwierigkeiten meines Lebens geholfen.
Ich habe es ihr zu verdanken, dass ich die Existenz Gottes nie in Frage gestellt habe. Nach dem Tod meines Mannes konnte ich meine Sorgen und Freuden am besten mit ihr besprechen. Bei ihr konnte ich ein Gefühl der vollständigen, bedingungslosen Akzeptanz erleben. In diesem Jahr, im Mai 2020, haben wir sie verloren. Ich vermisse sie sehr, aber gleichzeitig spüre ich intensiv, dass sie immer bei uns ist.
Auch in meiner Ehe habe ich durch meinen Mann die volle Akzeptanz erleben dürfen, das ist für mich eine große Gnade. Mein Mann Csaba ist nicht in einer religiösen Familie aufgewachsen, war aber sehr auf der Suche nach einer Beziehung zu Gott. Er war Künstler, er entschied sich – als er zum Glauben gefunden hatte – nur sakrale Gegenstände zu fertigen – und dabei durchlebte er auch oft Kämpfe. Er fand zu einem tief gelebten Glauben. Er liebte Gott leidenschaftlich und war der Kirche sehr verbunden. Seine Grabinschrift lautet: „Dilexit Ecclesiam!“ (Ich habe diesen Satz gewählt – beeinflusst von Pater Kentenichs Grabinschrift.)
Csabas Leben ist für mich auch eine greifbare Gotteserfahrung. Er starb im Alter von knapp 46 Jahren am ungarischen Schönstattzentrum Óbudavár direkt nach der Weihemesse unseres Familienbundkurses in unserer Mitte. Pater Tilmann Beller war ebenfalls bei uns und schrieb am folgenden Tag: „Wir haben einen Gnadeneinbruch erlebt. Das gibt es gar nicht, ein Mann – ein großer Künstler für religiöse Kunst – stirbt nach der Weihe neben dem Heiligtum. Wir leben im Göttlichen.“
Ich habe es meinem Mann zu verdanken, dass ich meine Weiblichkeit erfahren durfte. Er liebte mich so wie ich bin, auch mein Aussehen (das habe ich an ihm sehr geschätzt), und er hat mich auch in meiner Arbeit bestärkt und bestätigt. Er ermutigte mich, wenn ich als Grafikerin an Zeichnungen arbeitete. Es war ihm wichtig, meine Meinung zu seiner Arbeit zu erfragen. Er machte es möglich, dass ich mit unseren fünf Kindern zu Hause bleiben konnte. Er hat allein für den Unterhalt der Familie gesorgt, was als Künstler nicht einfach ist.
Als junges Ehepaar kamen wir zur Schönstattbewegung durch die Einladung meines Bruders. Eines unserer Kinder erinnert sich: „Für mich ist die Beziehung zwischen Papa und Mama eine schöne Erinnerung. Dabei spielt Schönstatt selbstverständlich eine herausragende Rolle. Schönstatt hat sie vollständig zusammengeschmiedet. Sie haben sich immer mit einer solchen Liebe – ob in andauernder Liebe oder sich immer wieder erneuernder Liebe, das weiß ich nicht – einander zugewandt.“
Ich sehe es als große Herausforderung, dass der Arbeit von Müttern zu Hause heute kein Wert beigemessen wird. Man muss einen Arbeitsplatz vorweisen, um Wertschätzung zu erlangen. Oft gibt es keine Großmütter oder Großväter in der Nähe der Enkelkinder, weil sie auch arbeiten. In meinem Familienbundkurs sehe ich bei mehreren Familien, dass Kinder, die während des Studiums ausgezogen waren, nach der Hochzeit wieder in die Nähe kommen, aber in getrennten Häusern. So können sie sich mit ihren Geschwistern in der Kleinkindphase gegenseitig unterstützen. Das halte ich für sehr gut.
Ich finde es wichtig, in meinem eigenen Leben zu entdecken, wieviel Freude und wieviel Möglichkeiten in der „Monotonie“ des Alltags stecken. Dies kann ich an meine Kinder, ihre Familien und Enkelkinder weitergeben. Ich habe den großen Wunsch, Zeit zum Malen in der Natur zu finden.