45 Jahre; Studium Bibliothekswissenschaft und Rechtswissenschaft; aktuell tätig als Polizei-Inspektorin – Zivilpolizei von Rio de Janeiro; ehrenamtliche Tätigkeit als Koordinatorin bei der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter; Schönstatt Frauenbund
In einer Familie mit sieben Frauen aufzuwachsen prägte meine Erfahrung, denn durch das Beispiel meiner Mutter und meiner Schwestern, die viel älter waren als ich, konnte ich lernen, wie sich eine Frau in Bezug auf ihren Körper und ihre Kleidung verhalten sollte, und dass Frau sein kein Grund war, von einem Mann abhängig zu werden. Also sollte ich studieren und arbeiten, aber ich sollte mich auch beim Sprechen und Anziehen bescheiden verhalten. Was mich als junge Frau geprägt hat, ist die Situation in einem armen Stadtviertel von Rio de Janeiro zu wohnen. Meine Mutter war schon 65 Jahre alt, als sie mich adoptierte und hatte wenig Schulbildung. Der Traum der damaligen Mädchen war es, einen reichen Mann zu heiraten. Eine religiöse Mutter zu haben, mit einer persönlichen Beziehung zu Maria, bis zu dem Punkt, dass sie mir eines Tages gestand, dass sie sich manchmal verlegen fühlte, Maria so sehr zu lieben und zu glauben, dass sie deswegen in Sünde sei. Gerade das war grundlegend für meine moralische und religiöse Ausbildung.
Eine weitere Erfahrung, die mein Leben als Frau geprägt hat, war, als ich anfing, bei der Zivilpolizei zu arbeiten, ein männlich dominiertes Umfeld, in dem die meisten von ihnen ein voreingenommenes und verzerrtes Bild von Frauen haben, in dem Frauen bei der Arbeit als hinderlich angesehen werden, wie diejenigen, die den Platz des Mannes einnehmen wollen und die für die Arbeit nicht fähig sind. Dies ist sehr schwierig. Während ich mich in dieser neuen Situation eingelebt habe, hat mich die göttliche Vorsehung zu Schönstatt geführt, und dann konnte ich mir der Natur der Frau bewusster werden, der Sendung, die Gott jeder einzelnen gegeben hat, und der Notwendigkeit zu kämpfen, um auch an meinem Arbeitsplatz das Modell der Frau zu sein, von Gott gewollt, was ich für eine der großen Missionen halte, die ich habe und für deren Erfüllung ich mich zu erziehen versuche.
Meine erste Gotteserfahrung machte ich bei meiner Taufe, als ich 12 Jahre alt war, und der Priester salbte meine Brust mit dem Öl und sprach: „Durch diese Salbung stärke und schütze dich die Kraft Christi, des Erlösers, der lebt und herrscht in alle Ewigkeit.“ Es war eine Erfahrung, die mein Leben stark geprägt hat. Ich hatte auch tiefe Erfahrungen mit Gott, als ich im Alter von 18 Jahren das Sakrament der Firmung empfing, als der Bischof mir die Hände auflegte. Nachdem ich Schönstatt kennengelernt hatte, haben sich diese Erfahrungen verstärkt. Durch die Eucharistie, die Meditationen, einige Lesungen und Ereignisse des Lebens kann ich das Wirken Gottes und der Gottesmutter in meinem Leben spüren und wahrnehmen.
Ich betrachte es als die größte Herausforderung für die Frau von heute, ihre Sendung in Gottes Plan zu entdecken. Frauen müssen den Plan kennen, den Gott hatte, als er sie schuf, dass sie dafür verantwortlich sind, Leben zu erzeugen, nicht nur biologisches Leben, sondern auch das Leben der Gnade. Es ist eine große Herausforderung, Aktionen zu fördern, die Frauen helfen zu verstehen, dass die Natur ihres Wesens nicht mit der des Mannes konkurriert, dass wahre Freiheit darin besteht, Gott durch sie herrschen zu lassen, wie er es bei Maria und so vielen anderen heiligen Frauen tat, heiliggesprochen oder nicht, wie z.B. bei Gertraud von Bullion. Die Frau von heute muss wissen, dass sie persönlich geliebt wird. Dass die große Geschichte der Liebe, des Heldentums und der Befähigung beginnt, wenn sie diese übernatürliche Liebe entdeckt, die Gott der Vater für sie hat. Frauen von heute, die diese große Liebe entdecken, werden in dem Umfeld, in dem sie leben, zu großen Persönlichkeiten.
Ich möchte, dass die Welt die Liebe Gottes erkennt. Möge jeder Mensch eine persönliche Erfahrung mit Gott machen und wirklich wissen, dass Gott ihn persönlich liebt, dass er sich bis ins kleinste Detail um ihn kümmert und bei ihm ist. Dies ist die Erfahrung, die ich in Schönstatt gemacht habe, als ich erkannte, dass ich einen Vater habe und dass Er mich liebt und sich immer um mich kümmert. Wenn man die eigene Lebensgeschichte anschaut und dann sieht, wie er in jedem Augenblick des Lebens gesorgt hat, entdeckt man die Liebe, die durch seinen Sohn in die Welt gekommen ist, dann will man nichts mehr als dass jeder die gleiche Erfahrung macht, nämlich die Erfahrung der Erlösung. Er hat mich geliebt, er liebt mich und er hat sein Leben für mich gegeben.
Ich versuche, die Menschen, die Gott mir anvertraut, zu dieser Erfahrung zu führen. Heute bin ich mir bewusst, dass es sinnlos ist, zuerst darüber zu sprechen, wie sich ein Mensch verhalten sollte oder was eine Sünde ist und was nicht. An der ersten Stelle steht das Zeugnis. Unsere Kirche ist eine Kirche des Zeugnisses. In den ersten Jahren der Evangelisierung war es so: „Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein“ (Apg 1,8a). Denn in der Tat soll ich ein Zeuge der Liebe Gottes sein. Mein Leben und meine Handlungen müssen dies vermitteln. Wenn die Menschen Gottes Liebe durch mich sehen können, dann werde ich die Welt verändern, dann wird Gott herrschen.