63 Jahre alt, Brasilien; Studium der Literaturwissenschaft und Aufbaustudium legislatives Management; beruflich war sie tätig als Portugiesisch-Lehrerin im Bildungssekretariat des Distrikts, Leiterin des Sekretariates der brasilianischen Abgeordnetenkammer; aktuell ist sie im Ruhestand, im Dienst der eigenen Familie und der Schönstatt-Bewegung im Mütterbund.
Die beiden tiefsten Erfahrungen für mich als Frau waren die Ehe und die Mutterschaft.
In der Ehe lerne ich, ein Leben im Dienst des anderen zu führen – ihn zu lieben, Gemeinsamkeiten, gegenseitige Ehrfurcht und die Sorge für die Familie miteinander zu teilen. Indem ich mich um Selbsterziehung bemühe, lerne ich, meine Grenzen zu verstehen und ebenso die meines Mannes und so auch zu seinem Wachstum und seiner Heiligung beizutragen.
Durch die Mutterschaft erlebe ich die schönste Art der Liebe, die sich verschenkt, ich erlebe erfüllte Augenblicke der völligen Hingabe, erhebende Momente und ein Dazulernen bei all meinen Schwächen und Unvollkommenheiten. Ich bin mir bewusst, dass ich Fehler mache, aber auch, dass ich das Richtige treffe bei meinem Bemühen, mein Muttersein zu leben. Der Heilige Geist führt mich immer und schenkt mir als Frucht meiner Liebe zu meinen drei Kindern, dass sie rechtschaffene, edle Menschen sind, die Gottes Wegen folgen.
Seit meiner Kindheit wurde ich durch meine Mutter in die katholische Kirche eingeführt. Sie zeigte immer einen großen Glauben an Gott und an die Fürbitte der Gottesmutter, die ihr Leben leitete. Durch das Lebensbeispiel meiner Mutterlernte ich zuhause schon, Gott zu lieben.
In meiner Jugend war ich aktiv am kirchlichen Leben beteiligt, ich machte in einer Jugendgruppe mit, sang in einem Chor und war im Liturgieteam.
Schönstatt lernte ich nach der Hochzeit kennen. Durch Schönstatt wurde meine Beziehung zu Gott und zu Maria tiefer, intensiver, lebendiger und aufbauender. Ich versuche, Glaube und Leben miteinander zu verbinden. Das Liebesbündnis ist mein Heiligkeitsweg.
Die Frau hat heute größere Freiheit, zu wählen und kann sich entscheiden, eine oder mehrere Rollen in der Gesellschaft auszuüben. Außer der Möglichkeit, Hausfrau, Mutter und Ehefrau zu sein, hat sie ihren Beruf oder einen gewissen Platz auf dem Arbeitsmarkt.
Es sind viele Herausforderungen, vor denen die Frau heute steht. Besonders hervorheben möchte ich die ständige Wachsamkeit, die sie braucht, um sich nicht von der modernen Welt verführen zu lassen und nicht zuzulassen, dass ihr frauliches Wesen sich in einer Lawine von Verhaltensmustern verliert, die von der Masse bestimmt sind.
Es ist normal, dass die Welt mit ihrem sozialen und technologischen Fortschritt die Frau auch dazu drängt, eine echte Autonomie zu erreichen, doch sie muss aufpassen, dass sie nicht in Konkurrenz mit dem anderen Geschlecht tritt, dass sie sich nicht auf radikale Positionen einlässt, auf intolerante feministische Strömungen, die nicht sehen wollen, dass Mann und Frau in ihrer Würde gleichwertig sind, jedoch verschieden von ihrer Natur her.
Die Frau muss sich ihrer Eigenständigkeit als Individuum bewusst sein, aber sie sollte nicht anfangen, in Konkurrenz zu treten und für eine totale Autonomie gegenüber dem anderen Geschlecht zu kämpfen. Diese Strömung, die in der heutigen Welt propagiert wird, nährt einen Traum von Überlegenheit und zerstört die familiären Beziehungen.
Heute gibt es Ideologien, verbreitet vor allem durch die Medien, die die Frau darauf reduzieren, ein Werkzeug für das „Empowerment“ der Frau zu sein, bei dem das Geschlecht zu einem Machtinstrument wird. Die Frau, die sich vor diesem ideologischen Einfluss bewahrt, fühlt sich von dieser Art von Macht nicht angezogen. Sie weiß, dass ihr größter Wert darin liegt, die Tugenden Marias zu entdecken, die das vollkommenste Vorbild für das Wesen der Frau ist. So versteht sie, dass Mann und Frau sich von Natur aus ergänzen, dass jedes Geschlecht seine Besonderheiten hat, die sich gegenseitig bereichern und dass diese Ergänzung das gegenseitige Vertrauen in der familiären Beziehung zum Blühen bringt.
Die moderne Frau erobert einen wichtigen Platz in der Gesellschaft, aber genau durch diese Gesellschaft wird sie auch Tag für Tag herausgefordert. Es gibt viele Strömungen, die sie in ein illusorisches Glück locken wollen. Damit sie sich all den aktuellen Herausforderungen stellen kann, muss sie in der christlichen Lehre verankert sein, sie muss sich ein tugendhaftes Sein erobern, sich nach oben hin ausrichten und weise sein in ihrem Handeln und Denken – wie Maria.
Ich glaube, dass die Liebe, die anderen geschenkt wird – eine aufrichtige Liebe, ohne Vorurteile und frei von eigenem Interesse, eine Liebe, die Frucht eines Herzens ist, dass nur den Wunsch hat, den anderen glücklich zu sehen – die Menschen und damit auch die Welt verändert.
Es ist nicht leicht, diese Liebe zu erobern, aber ich bemühe mich ständig darum, sie zu pflegen. Durch den Dienst am Anderen und mit der Gnade, die von Gott kommt, will ich die Welt verändern.
In meinem Herzen möchte ich die allumfassende, bedingungslose, unbegrenzte Liebe erfahren. Wir alle gehören zu einer einzigen Menschheitsfamilie und die Liebe zum Nächsten darf keine Unterschiede im Blick auf Rasse, Glaube oder wirtschaftliche Macht machen. Wir sind vom selben himmlischen Vater erschaffen, der uns aufgetragen hat, einander zu lieben. Das ist das oberste Gebot.
Ich setze stark auf den bescheidenen, treuen und beständigen Dienst der kleinen Gesten. Die guten Taten – ein freundliches Wort, eine Freundlichkeit, ein Lächeln – berühren die Menschen, sowohl die, die beschenkt werden, als auch die, die schenken. Sie stecken die Umgebung an; sie machen sie menschlicher und stärken die Bereitschaft zum Teilen.
Unabhängig von unserem Beruf und unserer Beschäftigung können wir immer dem Nächsten dienen, indem wir ihn annehmen, ihm helfen, zuhören, zur Seite sind. Die Bereitschaft, das Wohl des Anderen zu suchen, muss unsere persönliche Selbstverwirklichung sein. Auf diese Weise wird die Welt von unseren konkreten Gesten des Friedens und der Harmonie angesteckt. Wir bringen das Licht Christi, das in uns ist, zum Leuchten über denen, die uns umgeben. Nichts ist überzeugender, als das Zeugnis unseres Seins.