Patricia Köstner

Ich bin 62 Jahre alt, seit 35 Jahren verheiratet und habe eine Tochter im Alter von 27 Jahren. Ich bin in Buenos Aires, Argentinien geboren und habe Schönstatt mit 36 Jahren kennengelernt.
Ich habe mehr als 30 Jahre als Grundschullehrerin gearbeitet.
Seit 30 Jahren gehören wir zum Institut der Schönstattfamilien und seit 2018 sind wir Generalobere. Wir wohnen gleichzeitig in Deutschland und in Buenos Aires, wo unsere Familie lebt.

Welche Erfahrungen haben Sie als Frau geprägt?

Ich war immer schon eine ausgesprochen beobachtende Person.
An erster Stelle beobachtete ich meine Mutter als Hausfrau und lernte von ihr, mein Zuhause zu pflegen und zu lieben. Ich glaube, von ihr habe ich auch meine Berufung “geerbt”, mich um meine Familie und mein Zuhause zu kümmern, obwohl ich viele Jahre lang auch außer Haus arbeitete.
Auch, natürlich, in ihrer Rolle als Ehefrau, wie sie sich um meinen Vater kümmerte, die kleinen Details, die vor allem eine Frau im Blick hat.
Sie brachte mir vieles bei, was mit dem Frausein zu tun hat. Ich erinnere mich an viele Gespräche mit ihr, als wir Arm in Arm spazieren gingen und über viele Themen sprachen, die ohne Zweifel mein Frausein geprägt haben. Das habe ich in diesem Moment natürlich nicht bemerkt. Vielmehr sehe ich es jetzt.
Darüber hinaus beobachtete ich viele andere Frauen: Lehrerinnen, Tanten, Freundinnen usw. Durch mein Beobachten wusste ich, was eine schlichte und würdevolle Frau ist und tut, und was nicht.
Natürlich ist jetzt für mich als erwachsene Frau die Gottesmutter Maria vor allem in ihrem Zuhause in Nazaret, in ihrer Schlichtheit, in ihrer Besonnenheit, in ihrer Stille,… ein Vorbild für mich. Ich möchte so gerne eine “kleine Maria” sein! Das ist eine Aufgabe meiner Selbsterziehung.

Wo haben Sie in Ihrem Leben Gott erlebt?

Es gab viele Momente in meinem Leben, in denen ich Gottes Wirken in mir oder in dem, was mir wiederfuhr, ganz deutlich gespürt habe. Auf jeden Fall schenkte Gott mir die Gnade, ihn immer in jedem Geschehen, in jeder Person, der ich begegne, usw. zu suchen. Gott schenkte mir einen Lebensstil, in dem ich intuitiv aus dem praktischen Vorsehungsglauben lebte, noch bevor ich Schönstatt kennenlernte und davon erfuhr. Dank Schönstatt konnte ich ab dann bewusst aus dem praktischen Vorsehungsglauben leben. Und es ist einfach wunderbar und gibt einen beeindruckenden Herzensfrieden, zu wissen, dass Gott hinter allem, was uns geschieht, steht.

Welche Herausforderungen sehen Sie für die Frauen von heute?

Ich glaube nicht, dass es heutzutage nur eine Herausforderung für die Frau gibt. Einige können sein:

  • Das wirtschaftliche Thema und die Notwendigkeit, dass die Frau außer Haus arbeitet, führt dazu, dass sie weniger zu Hause ist, dass ihre Kinder von anderen betreut werden, dass es nach einem anstrengenden Arbeitstag am Abend sehr herausfordernd für sie ist, in optimaler Verfassung zu sein, um sich mit dem auseinanderzusetzen, was während des Tages zu Hause los war, den Kindern und dem Ehemann zu begegnen mit dem, was er während des Tages erlebt hat, und sie fühlt sich aus dem gleichen Grund ebenso wenig von ihm aufgenommen. Das schadet dem Familienleben sehr.
  • Eine andere Herausforderung sehe ich, dass die Frau immer mehr der “Versuchung” erliegt, ein “kommerzielles” Objekt zu sein. Die Versuchung, sich nur wegen ihrer Äußerlichkeit wertvoll zu fühlen und kaum den Geist oder den Intellekt zu pflegen, steht auf der Tagesordnung. Die Vorbilder von Frauen, die die Medien und die Gesellschaft präsentieren, haben wenig mit der “alltäglichen” Frau zu tun. Mit der “gewöhnlichen” Frau haben sie nichts zu tun. Das kann eine große Frustration und Minderwertigkeitsgefühle erzeugen.
  • Der Druck, eine schwangere Frau davon zu überzeugen, dass das Leben, das sie in ihrem Schoß trägt, nichts weiter ist als eine Sache, die man entfernen muss, wenn sie stört, mit dem Argument, dass sie Eigentümerin ihres Körpers ist. Dem ist so. Aber sie ist nicht Eigentümerin des Lebens, das sie in sich trägt. Und deshalb hat sie nicht das Recht, darüber zu verfügen.

In meinem Fall, dank einer Frau, die vor 27 Jahren schwanger wurde, nicht abgetrieben hat und sich dazu entschied, trotz aller Schwierigkeiten, die das für sie bedeutete, ihre Schwangerschaft auszutragen, haben wir eine wunderbare Tochter, die nicht nur unsere größte Freude, sondern auch unser größter Stolz ist. Dieser Frau werde ich ewig dankbar sein (und so haben wir es auch unserer Tochter eingeschärft).

Was möchten Sie durch Ihr Leben in dieser Welt verändern?

Als Frau würde ich gerne die Herausforderungen, denen Frauen heute gegenüber stehen und die in der Antwort 3 beschrieben sind, umkehren. An jedem Ort, an den Gott mich stellt, versuche ich das Zeugnis einer christlichen Frau zu geben, mitten in der Welt, aber wenn möglich unbeschmutzt von ihr.
Als Ehefrau ist meine Hauptberufung zu zeigen, wie glücklich eine Frau sein kann, wenn sie in Schlichtheit und Würde ihrer Familie dient. Viele Male ist diese Rolle der Frau sehr abgewertet.
Letztlich sollte jede Frau dort, wo Gott sie hinstellt, ganz Frau sein, geliebt und respektiert.