Pauline Wagithi Maina

Geboren 1991 in Kenia. Von Beruf Gastronomin und derzeit als Unternehmerin im Kaffeeverkauf tätig. Sie gehört zur Schönstattbewegung in Kenia.

Welche Erfahrungen haben Sie als Frau geprägt?

Ich nehme jeden Tag, der kommt, an mit seinen vielen verschiedenen Situationen und Erfahrungen, die mein Leben als Frau prägen. Am Ende des Tages nehme ich mir etwas Zeit, um mich zu fragen, ob und wie ich die Ziele erreicht habe, die ich mir am Morgen gesteckt hatte. Ich denke über die Herausforderungen nach, denen ich mich stellen musste und darüber, ob ich mein Verhalten oder meine Einstellung verändern sollte, um mich in irgendeiner Weise zu verbessern oder ob ich mir selbst noch etwas Zeit lassen muss.
Als Frau habe ich gelernt, dass ich in bestimmten Situationen Stellung beziehen muss, dass ich zuhören muss, dass ich das, was nicht wichtig ist, an meinen Ohren vorbeigehen lassen und das, was wichtig ist, in mein Herz aufnehmen muss. Ich muss mein weibliches Herz schützen.
Als alleinstehende berufstätige Frau finde ich, dass der Blick nach vorn auf meine Träume und Ziele mir hilft, heute ein besserer Mensch mit positiven Idealen zu werden.
Der Blick auf das inspirierende Leben anderer hilft mir, meinem eigenen Leben eine konkrete Gestalt zu geben. Das Vorbild unseres Gründers, sein absolutes Vertrauen auf die Gottesmutter und die göttliche Vorsehung hat mir in meiner eigenen Lebenssituation sehr geholfen.
Mein eigenes Temperament zu kennen, hat mir in meiner Beziehung zu anderen geholfen; es war dadurch auch möglich, gegenseitiges Verständnis aufzubauen.

Wo in Ihrem Leben haben Sie Gott erfahren?

Ich war in einen Verkehrsunfall verwickelt. Ich verlor das Bewusstsein. Meine Hüfte war gebrochen und meine Lippen waren aufgeschnitten. Ich verbrachte eine Woche im Krankenhaus und wurde dann entlassen, musste aber Medikamente nehmen und wurde angewiesen, zu häufigen Kontrolluntersuchungen zu kommen.Das gesamte Gesundheitswesen streikte jedoch, und so war es mir nicht möglich, meine Medikamente zu bekommen oder mich untersuchen zu lassen. Ich hatte Schmerzen und war voller Fragen – würden meine Lippen heilen? Würden mein Rücken und meine Hüften heilen und funktionieren wie vorher? In den ersten drei Monaten nach dem Unfall sah ich keine Besserung. Ich vertraute auf Gott und verließ mich ganz auf seine Hilfe. Ich betete eine Novene nach der anderen, und auch meine Freunde beteten für mich. Seitdem bin ich geheilt und alles funktioniert wie zuvor. Ich habe keine Schmerzen mehr. Ich bin sicher, dass Gott mit mir war und mich geheilt hat.Ich wollte schon immer in eine religiöse Gemeinschaft eintreten, und ich bat Gott im Gebet mit aufrichtigem Herzen, mir eine Gemeinschaft zu zeigen, der ich mich anschließen könnte. Gott schien meine Bitte zu beantworten, aber nach einigen Jahren konnte ich nicht mehr weitermachen. Viele Monate lang befand ich mich in einem Dilemma und hatte viele Fragen. Ich kämpfte mit Gott und mit mir selbst. Doch schließlich kehrte ich zum Gebet und zur Meditation zurück, und nach einer Weile hörte ich eine starke innere Stimme, die mir sagte, ich solle akzeptieren, dass ich meinen Weg als alleinstehende Frau gehen und Gott so dienen sollte, wie er mich leiten würde. Danach war mein Herz ganz ruhig, und jetzt folge ich den Wegen Gottes in großer Geduld.

Was sehen Sie als die Herausforderung für Frauen heute?

Spiritualität:
Den Frauen fehlt es an einer freundschaftlichen, tiefen Beziehung zu Gott. Sie sind stark mit ihrem Leben und ihren Familien beschäftigt und werden in die Wertskala dieser Welt hineingezogen. Dadurch geraten sie auf schlechte Wege und ziehen auch ihre Familien mit. Einige Dinge, denen sie zum Opfer fallen, sind Abtreibung, sexuelle Vergehen, Drogenmissbrauch und Hexerei.

Stärkung der Frau (Empowerment):
Eine große Zahl von Frauen verfügt weder über entsprechende Fertigkeiten noch über eine Berufsausbildung, so dass sie nicht  arbeiten und für sich selbst sorgen können. Sie sind auf Männer oder auf die Jugend angewiesen, um ihre finanziellen Probleme zu lösen.

Soziale Ungerechtigkeit:
Frauen werden von der Gesellschaft und den traditionellen Werten immer noch wie in einer „Kiste“ eingeschlossen. Wann immer eine Frau dieser „Kiste“ entfliehen und die Normen brechen will, um ihr eigenes Leben zu leben, erlebt sie Ablehnung und erhält keine Unterstützung von den Menschen um sie herum. Die Menschen denken immer noch, dass Frauen keine guten Führungskräfte sein können; sie können nicht dies oder jenes sein. Viele Frauen sind selbst immer noch in dieser traditionellen Denkweise gefangen, und sie unterstützen jene Frauen nicht, die einen Schritt zur Veränderung machen wollen. Andere Frauen sehen das Dilemma, haben aber nicht den Mut, die gegenwärtige Situation in Frage zu stellen; sie resignieren und finden sich damit ab, mit diesem Dilemma zu leben und zu sterben.

Soziale Gewalt:
Die Gesellschaft akzeptiert nicht, dass die Frau ihre eigene Würde besitzt. Sie macht der Frau immer noch Vorwürfe und sieht die Frau als diejenige, die auf der falschen Seite steht und die bestraft werden sollte, um sie dadurch zu korrigieren. Diese Ungerechtigkeit bringt viel Traurigkeit in die Gemeinschaft als Ganzes und auch viel Ärger.

Was wollen Sie durch Ihr Leben in dieser Welt verändern?

Ich möchte die negative Wahrnehmung der Frau in der Gesellschaft verändern. Ich möchte zeigen, dass eine Frau ein selbständiges Individuum sein kann, eine Person, die arbeiten kann, die stark ist im Glauben, die das Beste in einer Gemeinschaft weckt und einen positiven Beitrag für die Gesellschaft geben kann.
Ich möchte anderen Frauen helfen, dies zu glauben, selbständig zu sein und sich für eine Veränderung einzusetzen. Ich möchte Frauen helfen, die Dinge zunächst aus der Sicht der göttlichen Vorsehung zu sehen, bevor sie auf ihre Fehler schauen oder etwas bedauern. Auf diese Weise werden sie inneren Frieden finden in ihrem Denken und in ihrem Herzen. Sie werden dann mit Vertrauen, Entschlossenheit und Geduld den Wegen Gottes folgen.