Schwester Erika-Mária Bukovics

Geboren im Jahr 1983 in Rumänien, Ausbildung zur Krankenschwester und Arbeit als Krankenschwester in Deutschland, seit 2018 verantwortlich für die erste Niederlassung des Institutes in Rumänien, zugleich Jugendarbeit in der Diözese Temeswar. Gehört zum Säkularinstitut der Schönstätter Marienschwestern.

Welche Erfahrungen haben Sie als Frau geprägt?

Ich komme aus einer gut katholischen Familie. Hier habe ich sehr viel von meinen Eltern gelernt, vor allem, dass wir nicht für uns selber leben, sondern dass es nichts Schöneres gibt, als das, was der liebe Gott uns geschenkt hat, mit anderen zu teilen, sei es unser Geld, Lebensmittel, unsere Zeit, unsere Nachbarschaftshilfe… Wir waren keine reiche Familie, aber es gab immer etwas, mit dem wir anderen eine Freude bereiten konnten. Außerdem gehörte das tägliche Abendgebet auch zu unserem Familienleben. Daraus schöpften wir Kraft für die Herausforderungen des Alltags.

Für mich war die Gottesmutter Maria schon als Kind die Frau, zu der ich gern aufgeschaut habe. Mich hat ihr Leben immer sehr fasziniert: Welch eine zarte Frau ist sie und zugleich: wie viel Durchhaltevermögen und Kraft steckt in ihr. Ihre Stärke lag nicht in äußerer Kraft, sondern viel mehr im Herzen, mit dem sie andere reich beschenkt hat. Als Kind kniete ich gern vor der Gottesmutterstatue und betrachtete ihre Größe, Schönheit und auch ihre Schlichtheit.

Gleichzeitig entdeckte ich in ihr manche wichtigen Züge wie echte Mütterlichkeit, selbstloses Dienen, wie ich es ja auch bei meiner Mutter erlebte, die selbst sehr mit der Gottesmutter verbunden war. Das hat mich motiviert, immer mehr auf die Gottesmutter zu schauen und mein Leben danach zu gestalten.

Meine Entfaltung als Frau und mein Frausein heute ist sehr von meiner Familie, von meiner Mutter und von der Gottesmutter geprägt.

Was mich noch geprägt hat, sind auch die Menschen, mit denen ich zusammenkomme.

Zum Beispiel erlebe ich in Rumänien nicht selten Menschen, die sehr arm sind. Als ich einmal einem Mann für seine gute Tat etwas Geld und ein MTA Bild geben wollte, wies er darauf hin, dass er zwar arm sei, aber er könne mit seiner Armut leben, deshalb möchte er von mir kein Geld bekommen. Doch über das Muttergottes-Bild freute er sich sehr. Das hat mich tief beeindruckt. Mir wurde neu bewusst: Ja, durch die Gottesmutter sind wir, auch wenn wir arm sind, innerlich sehr reich, und diesen Reichtum kann uns niemand nehmen, diesen Reichtum verlieren wir nie.

Wo in Ihrem Leben haben Sie Gott erfahren?

Ich habe Gott durch das religiöse Leben in meiner Familie, in der Schwesternfamilie und an jedem Platz, an den der liebe Gott mich hingestellt hatte, erfahren.

In der Zeit, in der ich als Krankenschwester arbeitete, habe ich Gottes Hilfe sehr oft erfahren. Dafür ein Beispiel: Ich hatte Nachtdienst und es war sehr viel los auf der Station. Ich hatte schon die Not, wie ich dies alles bewältigen kann. Ich bat Gott und die Gottesmutter, dass sie alles in der Hand nehmen sollen, denn es war unmöglich, alles zu schaffen, und dazu bekam ich noch einige Neuaufnahmen. Wenige Minuten später klingelte das Telefon, eine Kollegin von einer anderen Station rief mich an, dass es gerade ruhig auf ihrer Station sei, ob sie mir helfen könnte. Das ist ein Beispiel von unzähligen in meinem Leben. Gott lässt uns nicht allein. Er sieht unsere Nöte und Sorgen und möchte in unserem Leben präsent sein.

Auch jetzt, in meiner Arbeit hier in Rumänien erfahre ich oft die Nähe Gottes. Als wir zum Beispiel hier in unsere Mietwohnung eingezogen sind, gab es noch sehr viel Arbeit. Von vielen Hausmeisterarbeiten hatte ich keine Ahnung. Nach einem Jugendgottesdienst kam ich mit einem jungen Mann ins Gespräch, der gerade keine Arbeit hatte und darunter sehr litt. Gott schickte uns diesen Jugendlichen, um uns zu helfen. Wir haben ihm versprochen, dass wir beten, dass er eine gute Arbeit bekommt. Genau als wir dann mit der Renovierung nach einigen Monaten fertig waren, sagte er uns freudestrahlend, dass er eine Arbeitsstelle bekommen hatte. Durch die große Hilfsbereitschaft der Menschen hier spüre ich, dass Gott für uns sorgt. Es beeindruckt mich immer wieder vor allem bei Jugendlichen, die arm sind, dass sie ihr Letztes noch hergeben, damit es den anderen Armen bessergeht. Da muss ich oft an die arme Witwe denken, von der es in der Bibel heißt, sie hat alles geschenkt. In solchen Menschen begegne ich dem lieben Gott, der alles – sich selbst – für uns hergibt.

Was sehen Sie als die Herausforderungen für Frauen heute?

Ich glaube, damit wir Frauen die Welt heute prägen können, kommt es nicht zunächst darauf an, wie viel äußere Macht uns gegeben ist, sondern vor allem darauf, ob wir wirklich echte Frauen sind, die noch DIENEN können und dabei sich ihrer Würde bewusst sind. Meiner Meinung nach fehlt gerade diese Haltung nicht selten in unserer Gesellschaft. Nicht selten wird das Wort „DIENEN“ als schwächliche Unterordnung hingestellt, aber das ist es ja nicht. Für mich heißt DIENEN, einen wesentlichen Zug der Frau zu verkörpern – GANZ Frau zu sein im Bewusstsein der eigenen Würde und Kraft. Dienen kann eine Frau nur, die sich ihrer Würde und ihrer Möglichkeiten bewusst ist, die aber auch fähig ist, sich für andere Menschen oder für eine bessere Gesellschaft auch unter Opfern in Dienst nehmen zu lassen. Dabei ist für mich neben der Gottesmutter auch unser Gründer, Pater Josef Kentenich, ein großes Vorbild, der unermüdlich Gott in den Menschen gedient hat.

Was möchten Sie durch Ihr Leben in dieser Welt verändern?

Ich wünsche mir, ich wünsche allen Frauen der Welt, dass wir den Reichtum entdecken, der die Gottesmutter zu dieser starken, einflussreichen Frau gemacht hat, und so unsere Welt durch unser echtes Frausein prägen und sie positiv verändern. So wie Maria sollten wir keine Angst haben, Gott und den Menschen zu DIENEN. Ich habe in meinem Leben immer wieder erfahren, wie stark das macht. Wir sind gefragt, gehen wir mit auf dem Weg, den uns Maria in ihrem Frausein vorlebt, auf dem Weg einer echten Frau!